Handlettering in Rosenheim: Kaum ist der Besuch bei Verena Prechsl in ihrem Laden vereinbart, fällt auf dem Schreibtisch in Bad Aibling eine Postkarte einer Freundin ins Auge: „Es gibt Menschen, die passen sofort ins Herz“ steht drauf. Keine Frage: Diese Karte muss, ursprünglich, von Verena sein. 

Denn hinter ihrem Label „Brush Meets Paper“ steckt nicht nur eine künstlerische Vision, sondern auch das Versprechen, dass die Produkte einzigartig sind. Kein A ist wie das andere. Alle Designs sind handgefertigt, digitalisiert und kaum nachbearbeitet, wodurch der authentische Look einer liebevollen kleinen Botschaft auch bei gedruckten Produkten erhalten bleibt. Pinselstriche und Markerlinien aus einer einzigen Hand – wie wunderbar persönlich in einer Welt voller Massenproduktionen und Einheitsbrei!

Handlettering-Boom ungebrochen

Handlettering Rosenheim Kaiserstraße
Fotos: Pola Studios

Wo vor ein paar Monaten noch Abdul Iqbal mit seiner Cocktailbar „Alpentrunk“ residierte (jetzt in größerem Format in der Landlmühle als „achtpunktsechs“ zu finden), blickt man auf den wenigen Quadratmetern in der Kaiserstraße 4 nun also über ein Meer aus Handlettering-Postkarten, Plakaten und liebevoll gestalteten Geschenken. Und sie alle tragen Verenas persönliche Handschrift im wahrsten Sinne des Wortes. Wer die bunte tätowierte und aktuell wasserstoffblonde Rosenheimerin aus der Stuttgarter Ecke kennenlernt, kann erfahren, dass die Geschichte von „Brush Meets Paper“ jedoch nicht hier, sondern in München begann. 2014 experimentierte Verena erstmals mit Lettering und gründete auch schnell ihr eigenes Label. „Das war damals ein Mega-Boom“, erzählt sie, offenkundig erleichtert, dass der Boom nicht allzu doll getrübt ist.

Den richtigen Anstrich gefunden

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Praktischerweise sorgten dann die Liebe, ein Umzug nach Rosenheim und ein Jobverlust für den Mut, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Die 34-Jährige nutzt ihre Fähigkeiten als Content-Marketing-Spezialistin heute fleißig, um den Charme ihres kleinen Kunst-Universums in die digitale Welt zu transportieren. Verena hat dabei nicht nur das Herz, sondern auch den Verstand am rechten Fleck. Gerne packt sie feministische Themen an. Letterte sie einst noch ein Poster mit den Worten „Superhelden ohne Umhang nennt man Mama“, findet sie solche Sprüche heute schrecklich. Superheld*innen haben ja auch schlicht keine Zeit für Konkurrenzkampf. “Ich habe es direkt aus der Kollektion entfernt und einen Aufruf gestartet: Kommt vorbei und korrigiert es mit mir!“, erzählt sie grinsend. „Personen mit Kind(ern) kann frau Mama nennen!“ steht da jetzt und „Ganz normale Menschen mit Bedürfnissen/Menschen mit Ecken und Kanten… nennt man Mama“.

So ist das mit dem Flow – manchmal muss man den richtigen Anstrich fürs eigene Leben und Wirken erst finden. Wenn frau ihn dann aber hat, so versichert Verena glaubhaft, ergibt sich vieles fast von alleine. 

Handlettering-Plakate, Postkarten, Kissen, …

Kooperation mit großen Online-Anbietern für zeitgenössische Kunst laufen schon länger erfolgreich, aber auch Druckereien in Rosenheim bringen Verenas kleine Botschaften regelmäßig in die Welt. „Hier vor Ort zu bleiben, ist wirklich wichtig“, betont sie ihren Gestaltungswillen. Wenn demnächst ein Ende der Mietzeit von der Kaiserstraße ansteht, ist ein größerer Laden in Rosenheim also durchaus eine Option. Dann gibt es auch mehr Patz für die Workshops, zu denen sich alle anmelden sollten, die ihre Kreativität endlich mal auf den Punkt bringen wollen!