Die Band soll während des Untergangs der Titanic bis zur letzten Sekunde gespielt haben. Im März schließt sich im Lokschuppen Rosenheim der Kreis, wenn Mulo Francel und Quadro Nuevo zu Beginn der Titanic-Ausstellung ein Konzert geben.

Am Dienstag, den 25. März, erwartet die Besucherinnen und Besucher im Kultur- und Kongresszentrum in Rosenheim ein ganz besonderes Erlebnis: „Titanic in Concert“ – eine musikalische Hommage an die bewegende Geschichte des legendären Schiffes. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung „TITANIC – Ihre Zeit. Ihr Schicksal. Ihr Mythos.“ entführt die Weltmusik-Band Quadro Nuevo das Publikum auf eine klangvolle Reise voller Emotionen, Sehnsucht und Dramatik. Saxophonist Mulo Francel verrät im Interview, was das Publikum vom Konzert erwarten darf. 

Die Musiker der Titanic spielten, um die Passagiere zu beruhigen. Wie siehst du die Rolle von Musik in Krisensituationen? 

Francel: Musik bietet uns die Möglichkeit, in eine Parallelwelt zu flüchten und sich eine Auszeit von der Realität zu nehmen. In dieser Parallelwelt herrschen andere Gesetzmäßigkeiten als in der normalen Lebenswelt. Hier kann man für eine gewisse Zeit Krisen und Probleme etwa mit dem Bankkonto, mit der Gesundheit oder mit dem Chef beiseiteschieben. 

So kann man wieder Kraft schöpfen, um für den Alltag gewappnet zu sein. Wobei diese schöne Parallelwelt für uns als Musiker oft mehr die Realität als die normale Lebenswelt ist. 

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Es wird oft behauptet, dass die Band bis zum Untergang des Schiffs „Nearer, My God, to Thee“ spielte, eine beliebte christliche Hymne. Welches Stück würde Quadro Nuevo spielen, um Passagiere zu beruhigen? 

Francel: Wir würden wahrscheinlich „Gracias a la Vida“ spielen. Das ist ein sehr intensives emotionales Lied aus den 60er Jahren. Das Original stammt von Violeta Parra. Die Version der Sängerin Mercedes Sosa wurde weltberühmt. Das waren zwei große Stimmen Lateinamerikas. Mercedes Sosa wurde auch „Die Stimme der Stimmlosen“ genannt. Das Stück hat Abschiedscharakter, drückt aber gleichzeitig auch Zuversicht und den Dank an das Leben aus. 

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Das Stück „Nearer, My God, to Thee“, welches beim Untergang erklang, werden wir beim Konzert im KU’KO in einer Quintett-Besetzung mit Geige, Saxophon, Trompete, Cello und Bass spielen. Dabei bleiben wir dem Original relativ treu und werden das Stück nicht verjazzen. Es gibt übrigens unterschiedliche Angaben, welches Stück die Band um Wallace Hartley bis zum Untergang der Titanic gespielt hat. Einige Quellen behaupteten, es sei „Autumn“ gewesen, also das Lied des Herbsts. 

Wenn du die Möglichkeit hättest, mit einem der Musiker der Titanic zu sprechen, was würdest du ihn fragen? 

Francel: Habt ihr auch improvisiert? Welche Songs standen auf dem Programm? Was ist am besten angekommen? Was habt ihr zu welcher Tageszeit gespielt? Was waren die schönsten oder kuriosesten Erlebnisse? 

Ich habe auch schon mal auf einem Kreuzfahrtschiff gespielt, auf einer Jazz-Cruise ums Schwarze Meer. Das war recht lustig und man traf viele Menschen, wenngleich es den meisten Passagieren eher ums Essen und um die Landausflüge ging. Das war vielleicht zur Zeit der Titanic anders, denn es gab noch kein Internet oder Fernseher in den Kabinen und so hatte Live-Musik einen hohen Unterhaltungswert. 

Was verbindest du mit der Musik der Titanic-Ära? 

Francel: Das war eine sehr spannende Phase, die man als Vorzeit des Jazz und der Pop-Musik ansehen kann. Es kamen neue Musizierarten wie der Ragtime auf. Ein ganz großer Komponist des Ragtimes war Scott Joplin von dem wir im KU’KO auch etwas spielen werden. Joplin hat in seine Musik afrikanische und europäische Elemente, aber auch Elemente der Native Americans integriert und damit den Jazz zu seiner Frühzeit geprägt. 

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Auf der anderen Seite waren die Jahre zwischen der 1889er-Weltausstellung in Paris und dem Ersten Weltkrieg eine sehr prägende Zeit, weil aufgrund des schneller werdenden Transportwesens ein reger Austausch zwischen verschiedenen Musikstilen und Kulturen stattfand. Erik Satie zum Beispiel, ein wichtiger Komponist des Impressionismus, hat auf der Weltausstellung in Paris zum ersten Mal fernöstliche Klänge gehört. Er traf auf Musiker aus Bali und Japan, von denen er sich inspirieren ließ. Die Musik von Erik Satie wurde später am Broadway in Amerika gespielt. Die amerikanischen Musiker haben dann angenommen: So also klingt asiatische Musik. Das ist das Konzept der World Music, dass man Elemente aus anderen Kulturen aufgreift und in der eigenen Musik verarbeitet. 

Und: Genau zu jener Zeit trat der Tango seinen Siegeszug über den Atlantik an! 

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Bei eurem Auftritt im KU’KO wird Quadro Nuevo nicht alleine auftreten. Magst du erzählen, auf wen sich die Gäste noch freuen dürfen? 

Francel: Mit dabei sind die Geschwister Well – gewissermaßen die nächste Generation der „Biermösl Blosn“. Maria Well beherrscht fantastisch das Cello, während ihr Bruder Matthias Well herrlich Geige spielt. Auf der Titanic wurde nachweislich gerne europäische Salonmusik gehört. Einer der beliebtesten Komponisten war der Wiener Fritz Kreisler, der selbst auch nach New York auswanderte. Gemeinsam mit den Geschwistern Well werden in der Besetzung Geige-Cello-Klavier oder Geige-Cello-Akkordeon Stücke von ihm gespielt. 

Auch Pianist Bernd Lhotzky wird mit von der Partie sein. Er ist ein absoluter Fachmann für die frühen Spielarten des Jazz wie Ragtime und Stride-Piano, welche sehr viel Virtuosität erfordern. Bernd Lhotzky hat gerade sein Album „Ragbag“ veröffentlicht. Das steht ganz im Zeichen des Ragtime und gewann den Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Extra aus den USA wird Tim Collins anreisen – ein Vibraphonist, der auch die Old-Time-Spielweise des Schlagzeugs präsentiert. 

Was können die Zuhörerinnen und Zuhörer von „Titanic in Concert.“ am 25. März im KULTUR + KONGRESS ZENTRUM in Rosenheim erwarten? 

Francel: Dass wir wirklich die Musik jener Zeit darbieten. Nicht immer im Original, aber mit Freude und einigen kreativen Ideen. Zu viel „Gaudi“ soll es aber nicht werden. Der Anlass ist schließlich ein tragisches Ereignis, eine Katastrophe, bei der viele Menschen innerhalb weniger Augenblicke an einem Ort ums Leben kamen. 

Und natürlich darf auch „My Heart Will Go On“ von Céline Dion nicht fehlen, bekannt aus dem bekannten Titanic-Film von James Cameron. In der Titanic-Ausstellung im Lokschuppen können die Besucherinnen und Besucher das Lied nämlich in einer Karaoke-Kabine singen. Darauf wollen wir unser Publikum schon einmal einstimmen. 

Tickets fürs Konzert am 25. März im KuKo gibts auf der Website des KuKo.

Interview: Lokschuppen