Die Weiterentwicklung des Prinzips „Food Truck“: Katharina Schön fährt im Süden
Münchens mit Unverpacktem vor. „Better without“ heißt die Idee. Wir stellen sie euch vor!
Wer einmal acht Monate im Camper in Südamerika unterwegs war, bekommt danach bisweilen Lust, sein Leben daheim ein wenig umzukrempeln. Zumindest ging es Katharina Schön so. Wie viele andere Unternehmer*innen aus der Heimat, die wir vorstellen dürfen, glaubt auch sie heute daran, dass nicht Aussteigen die Lösung ist – sondern einsteigen. Teil der Lösung zu werden. In ihrem Fall heißt das: Umstieg vom Camper in den Truck. Aus dem verkauft sie seit über einem halben Jahr Lebensmittel, Körperpflege und Alltagshelfer – allesamt unverpackt. „Better without“ heißt der waldgrüne, rollende Laden, mit dem die 41-Jährige südlich von München unterwegs ist. Auf Wochenmärkten in Krailling, Miesbach oder Starnberg kann man die strahlende Frau treffen, aber auch auf immer mehr Parkplätzen vor Firmen, die ihren Mitarbeiter*innen die Möglichkeit bieten wollen, für ein paar lose Nudeln nicht durch den halben Landkreis gurken zu müssen. Was für die Ökobilanz freilich fragwürdig wäre.
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Teil der Lösung: Nachhaltig konsumieren
„Ich will es den Leuten so einfach wie möglich machen“, sagt Katharina Schön. Wer nicht gerade unweit eines Unverpackt-Ladens wohne, komme nun leichter in den Genuss, schnell, aber nachhaltiger zu konsumieren. Ein Beitrag ist es, den Katharina mit ihrem Truck leisten will, denn „mir macht das schon ziemlich Angst, wenn ich mir anschaue, wie viel Zeit uns noch bleibt, das Ruder rumzureißen. Aber ich denke, man kann auch als Einzelperson etwas bewirken.“ Klar, der große Hebel müsse von der Politik in Bewegung gesetzt werden, doch je mehr Veränderung von unten gefordert werde, umso mehr wachse der Druck, endlich anzusetzen. Davon ist Katharina überzeugt. Mit dem Versuch immerhin lebe es sich allemal besser als in Resignation.
Vom VW-Sprinter zum „Better without“-Unverpackt-Truck
Die Wolfrathausenerin hat vor ihrer Selbstständigkeit im Marketing für ein Outdoor-Unternehmen gearbeitet. Schon dort und länger liebäugelte sie mit der Idee, einen Unverpackt-Laden zu eröffnen. Nach der Jobpause und Reise mit Kind und Kegel, aus der sie erst im April 2020 zurückgekehrt war, fiel jedoch allein die Vorstellung schwer, „tagein tagaus im gleichen Laden zu stehen“. Also bekam die Idee Räder. Katharina ließ einen gebrauchten VW-Sprinter von Foodtruck-Profis in Hamburg nach ihren Wünschen umbauen. Das Gefährt mit dem Logo einer Waldidylle im Glas hilft nicht zuletzt Firmen wie Bergzeit dabei, Arbeitnehmer*innen wieder aus dem Home Office ins Büro zu locken. Eine neue Form des „Agentur-Obstkorbs“ quasi: Besteht doch dank des „better without“-Mobils nun die Möglichkeit, in der Arbeitszeit den Müsli-Vorrat aufzufüllen und die Ökobilanz aufzupolieren.
Ein wenig weitergedacht ist dieses Konzept auch schon. So tüftelt Katharina gerade an Unverpackt-Spendern, die in Betriebsräumen aufgehängt werden können und von ihr im Abo-Modell regelmäßig nachgefüllt werden. Gefriergetrocknete Himbeeren oder Studentenfutter auf die Hand machen aus unterzuckerten Bürokräften allemal gesündere Menschen als es einzeln in Plastik verpackte Schokowürfel tun.
„Better without“: Gläser gibt’s auch im Unverpackt-Truck
Wer bisher vor Unverpackt-Läden zurückschreckt, weil er sich mit einem Jutebeutel voller schwerer, klirrender Gläser von dort zurückwanken sieht, kann, so Katharinas Tipp, auch eigene leichte Tupperdosen mitnehmen oder Stoffbeutel für Nudeln und Co. verwenden. Außerdem sind für Spontanshopper am Truck gereinigte Gläser von und für Kund*innen griffbereit. Unverpackt einkaufen, das „ist nicht umständlich, es ist auch nicht unbedingt teurer“, sagt Katharina. Man müsse lediglich ein bisschen besser planen, bis es zur „neuen Normalität“ werde. Planen bedeute konkret: Wie viel brauche ich, wie transportiere und lagere ich am besten?
Katharina verzichtet so gut es geht auf Verpackungsmaterial
Körperpflegemittel wie Seifen statt Duschgels, aber auch Zahnpasta in Tabletten-Form sind über alte Gewohnheiten hinaus keinesfalls aufwändiger zu handhaben als ihre flüssigen Alternativen, in vielen Fällen allerdings ergiebiger. Katharina verzichtet in ihrem Alltag schon lange und so gut es geht auf Verpackungsmaterial. Als Camperin weiß sie, wie befreiend es ist, „ohne viel Zeug“ zu leben. Nur beim Thema Online-Bestellungen, das gibt sie unumwunden zu, hat die vierköpfige Familie in Sachen Konsumverhalten noch Luft nach oben. Hier mache der Zeitmangel den Verpackungsmüll. Aber: „Ich würde auch jedem den Tipp geben, nicht zu denken, dass man von einem auf den anderen Tag ein ‚Zero Waste‘-Leben erreichen kann. Da ist Frustration vorprogrammiert. Einfach mal klein anfangen. Jede Plastikflasche, die man spart, hilft schon.“ Auch deshalb ist der „Better without“-Unverpackt-Truck auf Tour – um zum Ausprobieren und Mitmachen zu inspirieren, zum Nach- und Umdenken.
Das Sortiment des „better without“-Trucks ist komplett biozertifiziert. Es gibt Reis, Mehl, Getreide, Nudeln, Nüsse, Hülsenfrüchte, Müsli, Gewürze, Tees, Kaffee, Brotaufstriche, Trockenobst und -gemüse, Kosmetik, Haushaltshilfen, Essig und Öl und vieles mehr. Wer sich vorausschauend eindecken will, findet auf der Webseite von Katharina eine Übersicht über ihr Angebot inklusive Preisliste. Und natürlich auch immer die aktuellen Standorte des Trucks.
Über einen warmen Punsch freut sich Katharina immer
Keine schlechte Idee wäre es übrigens auch, Katharina bei einem Besuch des Unverpackt-Trucks einen warmen Punsch mitzubringen – natürlich in der nachhaltigen Thermoskanne. Denn als „ziemlich verfrorener Mensch“ wird der erste Winter an der Truck-Theke trotz „dickster Expeditionsstiefel“ sicher eine kleine Herausforderung. Da helfen dann nur noch warme Gedanken an Südamerika.
Weitere Informationen findet Ihr auf der Webseite.