Im schönen Schnaitsee gewinnt Familie Lamprecht in der Ölmühle Garting in schonender Kaltpressung hochwertige Speiseöle.
Sanfte Hügel verschmelzen mit weiten Wiesen und Feldern, in der Ferne drehen die Flügel eines Windrads bedächtig ihre Runden. Inmitten dieses ländlichen Idylls bei Schnaitsee im Landkreis Traunstein liegt die Ölmühle Garting. Hier, im ehemaligen Kuhstall des Bauernhofs, kreiert Familie Lamprecht hochwertige Speiseöle auf natürlicher Basis.
Gemütlich dreht sich die große Schraube der Ölpresse, während ein Rinnsal goldener Flüssigkeit in einen Behälter tropft. Die sogenannte Schneckenpresse funktioniere ähnlich wie ein Fleischwolf, erklärt Toni Lamprecht. Der langsam steigende Druck quetsche das Öl besonders schonend aus den Samen. Neben dem Ölbottich hängt ein weiteres Behältnis, das die ausgepressten Samen auffängt. Dieser „Presskuchen“ gelte als Abfallprodukt bei der Ölerzeugung. Zum Wegwerfen sei er aber viel zu schade. „Daraus lassen sich wunderbare Mehle herstellen“, erklärt Lamprecht. In seinem Hofladen, im Online-Shop und zahlreichen weiteren regionalen Verkaufsstellen können diese Mehle neben rund 25 verschiedenen Ölsorten und weiteren Produkten aus der Region erworben werden.
„Hochwertige Öle tragen einen wichtigen Teil zu einer gesunden Ernährung bei.“
Laut Lamprecht wird ein Großteil der in Deutschland erhältlichen Speiseöle raffiniert. Dabei löst man das Öl mit Hilfe von Lösungsmitteln aus den Samen, ehe es stark erhitzt wird, um jene Lösungsmittel wieder zu verdampfen. Bei diesem Vorgang werden jedoch auch die Geschmacks- und Geruchsstoffe sowie hitzeempfindliche Vitamine und mehrfach ungesättigte Fettsäuren zerstört. „Unsere Öle dagegen pressen wir ausschließlich nativ kalt!“, betont der 38-Jährige. Bei der nativen Kaltpressung bleibe das volle Spektrum der Nährstoffe und der natürliche Geschmack im Öl erhalten. „Hochwertige Öle tragen einen wichtigen Teil zu einer gesunden Ernährung bei“, weiß Lamprecht. Besonders Leinöl wirke sich aufgrund seines hohen Gehalts an Omega-3-Fettsäuren positiv auf den Körper und die Psyche aus, so der Ölmühlenbesitzer. Es bereitet ihm besondere Freude, wenn sich der Gesundheitszustand seiner Kunden verbessert. So habe ihm beispielsweise ein Mann erzählt, dass sich sein Sodbrennen deutlich gelindert habe, seit seine Frau das kaltgepresste Öl in den familiären Speiseplan integriert.
Besonderen Wert legen die Lamprechts auf regionale Wertschöpfung sowie die Qualität der Pflanzensaaten, die für die Ölproduktion verwendet werden. Statt auf lange Transportwege aus mediterranen Gegenden setzt die Ölmühle Garting auf heimische Saaten. Pflanzen wie Raps, Leindotter, Senf oder Lein kultiviert die Familie auf ihren eigenen Feldern. Aber auch immer mehr Landwirte aus der Umgebung bauen verschiedene Ölfrüchte auf ökologischer Basis an. So prägen nicht nur die klassischen Saaten wie Raps oder Sonnenblumen das Landschaftsbild, sondern auch Exoten wie Mohn, Färberdistel oder Schwarzkümmel. Das gewährleistet eine genaue Qualitätskontrolle und kurze Wege in der Produktionskette. „Unsere Konsumenten sollen schon beim Kosten spüren, was in jedem Tropfen unserer Speiseöle aus Bayern steckt“, sagt Lamprecht. Nur wenige der Saaten stammen nicht aus der Region: zum Beispiel Kokos oder Sesam.
Nach dem Pressen der Saaten folgt das Abfüllen. Bis zu vier Flaschen können über einen Kompressor gleichzeitig befüllt werden. Kleinere Mengen werden von Hand in die dunklen Glasflaschen gegossen. Anschließend werden die Etiketten aufgeklebt, ehe die Flaschen in die Versandkartons oder direkt in den Hofladen wandern.
Toni und Irmi Lamprecht gründeten 2011 die Ölmühle Garting
Als Toni Lamprecht 2008 die elterliche Landwirtschaft als klassisch milchwirtschaftlichen Betrieb übernahm, wurde ihm und seiner Frau Irmi schnell klar, dass sie sich eine andere Zukunft wünschten, ihren Wurzeln jedoch treu bleiben wollten. So entschied sich das naturverbundene Paar, den Treibstoff Rapsöl als erneuerbare Energiequelle herzustellen. Als dies politisch nicht mehr weiter unterstützt wurde, widmete sich die Familie der Produktion nativer Speiseöle. Als sie im April 2011 die erste Flasche abfüllten, ahnten sie nicht, dass sie damit den Grundstein für ein erfolgreiches Unternehmen legen würden. Mittlerweile verkauft die Ölmühle Garting rund 180.000 Flaschen im Jahr.
Seit letztem Jahr darf sich die Ölmühle Garting als biozertifizierten Betrieb bezeichnen. „Wir schätzen uns sehr glücklich darüber, dass sich immer mehr Biobauern aus der Region dazu entschließen, mit uns zusammenzuarbeiten“, freut sich Lamprecht. Als Herzensangelegenheit bezeichnet er die Zusammenarbeit mit der Familie. Seine Frau Irmi, Vater Toni senior und Onkel Franz unterstützen gemeinsam mit einigen Mitarbeitern den Ölmühlenchef tatkräftig bei der Arbeit.
Wer einmal hinter die Kulissen blicken möchte, kann dies bei einer Betriebsbesichtigung tun. Dabei erfahren Interessierte alles Wissenswerte rund um die Ölherstellung und dürfen die verschiedenen Öle, Mehle und Saaten kosten.
Die Verkostung ist auch unter den Mitarbeitern zum täglichen Ritual geworden. Jeden Morgen probieren sie gemeinschaftlich ihre goldenen Kreationen. Dabei überzeugen sich die Kollegen immer wieder aufs Neue von der Qualität und dem großartigen Geschmack der Speiseöle. Das Sprichwort „Morgenstund‘ hat Gold im Mund“ bekommt so eine völlig neue Bedeutung.