Eine Sonderausstellung im Holztechnischen Museum Rosenheim widmet sich eingehend der Krippenschätze, die im Depot der Städtischen Galerie auf den großen Auftritt zur Weihnachtszeit gewartet haben: die große Rosenheimer Bretterkrippe und kleinere Exponate.
Die neue Sonderausstellung im Holztechnischen Museum Rosenheim ist eine Wiederholung: Anfang 2020 wurde die Ausstellung schon einmal kuratiert, dann kam eine Pandemie dazwischen. Grund genug, die Krippenschätze einmal mehr aus dem Depot zu holen. Die Ausstellung konzentriert sich ganz auf die so genannte Große Rosenheimer Bretterkrippe.
Was ist eine Bretterkrippe?
Bei einer Bretterkrippe handelt es sich um eine Krippe, deren Darstellungen auf Holzbretter gemalt wurden und dann entlang der Umrisse ausgeschnitten bzw. ausgesägt worden sind. Die Figuren können dann nach Belieben aufgestellt werden.
Die große Rosenheimer Bretterkrippe soll aus der Stadtpfarrkirche stammen und dort in einer Erasmuskapelle gestanden haben, die allerdings nicht mehr existiert. Als Anlehnung an die dortige Herkunft wurde das Gewölbe vor der letzten Renovierung auf die Vorhänge im Ausstellungsraum im Holztechnischen Museum gedruckt.
Nicht nur das: die Wand hinter der Krippe im Ausstellungsraum wurde extra für die Ausstellung in goldener Farbe gestrichen. Normalerweise, so Kuratorin Elisabeth Rechenauer, standen solche Krippen vor einer gemalten Landschaft. Da das Original, wenn es eins gegeben hat, aber nicht mehr auffindbar ist und man nichts dazu erfinden wollte, habe man sich für Gold entschieden. Das bringt auch die 14. und 15. „Figur“ der Bretterkrippe, die zwei Schilder an der rückwärtigen Wand, sehr gut zur Geltung. „Wir haben die Gestaltung um die große Rosenheimer Bretterkrippe herum bewusst schlicht gehalten, um wirklich die Arbeit in den Vordergrund zu stellen.“ Schade, dass unbekannt ist, wer der Urheber dieser Arbeit war.
Krippenschätze in der Sammlung des Städtischen Museums
Was man aber weiß: Gemeinsam mit der kleinen Rosenheimer Bretterkrippe, die aus 23 Teilen besteht, ging die große Rosenheimer Bretterkrippe 1902 in den Besitz des Städtischen Museums Rosenheim über. Beide Krippen kamen aus der Spitalkirche Sankt Josef in der Rosenheimer Innstraße. Da man aber davon ausgehen kann, dass eine so kleine Kirche keine zwei Bretterkirchen ihr Eigen nennen konnte, ordnete man die große Krippe der Stadtpfarrkirche zu. Dort stand sie mutmaßlich in einer heute nicht mehr existenten Erasmuskapelle. Die kleine Bretterkrippe kann man jährlich in Teilen im Schaufenster unter dem Mittertor betrachten.
Zusätzlich zu den 15 regulären Teilen der großen Bretterkrippe gibt es die so genannte 16. Figur, die auch Teil der Ausstellung ist. Die „Flucht nach Ägypten“, gemalt von Sebastian Rechenauer dem Jüngeren 1841/1842 für die Stadtpfarrkirche St. Nikolaus, (Randnotiz: Elisabeth Rechenauer wird eine weit entfernte Verwandtschaft mit dem vorgenannten Maler nachgesagt, aber es mangelt an Beweisen).
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Außerdem sind eine Darstellung von Mariä Verkündigung, die ebenfalls auf Holzbrettern direkt als Einstieg am Eingang hängt sowie drei kleinere Stücke Teil der Ausstellung. Bei den drei kleinen Exponaten handelt es sich ebenfalls um Schätze aus dem Rosenheimer Depot. Zum einen eine Schnitzarbeit, die (wie die Malerei von Sebastian Rechenauer dem Jüngeren) ebenfalls die Flucht nach Ägypten darstellt: Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm auf einem Esel sitzend, Josef zu Fuß nebenherher schreitend. Diese Figur datiert man auf das 18. oder 19. Jahrhundert und man hat sie im Eingangsbuch des Museums mit dem Jahr 1898 vermerkt. Sie wurde, gemeinsam mit drei anderen Krippenfiguren, angekauft und ist damit also keine Spende. Wo die anderen drei Figuren sind, darüber kann man nur mutmaßen.
„Eingericht“ und Fatschenkindl“
Zum Anderen findet man ein so genanntes „Eingericht“: Eine Krippe in einem kleinen Kasten, versiegelt mit einem Glasdeckel. In dieser Kastenkrippe sieht man einen Kupferstich der Geburtsszene, stilecht mit Engeln und Hirten, außenrum getrocknete und künstliche Blumen, allerlei Flitterwerk sowie Schneckenhäuser als Schmuck. Auch eine Tonarbeit in Form eines Klosters oder einer Kapelle findet man dort, was man als Verweis aufs Paradies sehen kann. Der Name „Eingericht“ leitet sich davon ab, dass in diesem Kasten alles eingerichtet ist und unverrückbar fixiert.
Ein „Fatschenkindl“ kann man fast wie eine Puppe sehen. Ähnlich dem „Eingericht“ ist das in der Ausstellung zu sehende Fatschenkindl aus den Anfangsjahren des 19. Jahrhunderts in einen Kasten gebettet, mit Glitzer verziert und mit einer Watteperücke versehen. Die Fatschenkindl haben Tradition und wurden meist in Nonnenklöstern gefertigt. Sie waren in den bürgerlichen Stuben das ganze Jahr über beliebt, glaubte man doch daran, durch das Beten zu einem solchen Kindl könnten die Gefahren rund um Schwangerschaft, Geburt und Kindbett minimiert werden. Außerdem wurden sie oft Novizinnen bei ihrem Einzug ins Kloster als „Trösterlein“ mitgegeben. Oft wurden die Fatschenkindl auch gehutscht in der Weihnachtszeit, besaßen bewegliche Gliedmaßen und konnten der Jahreszeit entsprechend gekleidet werden.
Die Ausstellung „Rosenheimer Krippenschätze“ läuft von 28. November 2023 bis 3. Februar 2024. Das Holztechnische Museum hat von Dienstag bis Freitag zwischen 10 Uhr und 17 Uhr geöffnet sowie samstags und jeden zweiten und vierten Sonntag von 13 Uhr bis 17 Uhr. Außerdem gibt es ein buntes Programm aus dem Bereich Museumspädagogik, zum Beispiel Lesungen weihnachtlicher Geschichten. Mehr zum Programm finden Sie hier.