Sozial, nachhaltig, fair: Eine Rosenheimerin fördert mit ihrer Firma Newseed das Thema Nachhaltigkeit im Klettersport.

Der Deutsche Alpenverein zählt um die 500 Kletterhallen. Dort (und draußen, im Fels) tummeln sich laut Schätzungen des DAV rund 600.000 Klettersportler*innen – eine davon ist Bettina Junkersdorf. Die Rosenheimerin hat an der Ludwig-Maximilians-Universität in München in ein Soziologie-Studium hineingeschnuppert (machte keinen Spaß), tourte als Frontfrau einer Rockband durch die Lande (machte deutlich mehr Spaß), betrieb mit dem damaligen Freund ein Tonstudio (für das sie sich extra per Fernstudium einen „Master of Guitar“ zulegte), war aber dennoch auf der Suche nach einer Berufung, die die Welt besser macht und zum Umweltschutz beiträgt.

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Leidenschaft Upcycling

Die sollte sie finden, als sie feststellte, dass bei einem großen, heimischen Sonnenschirm-Hersteller jede Menge Stoffreste anfielen, die sie als viel zu schade für die Mülltonne identifizierte. Also sammelte Bettina das Zeug ein (natürlich mit freudiger Erlaubnis des Unternehmens), setzte sich mit der 90-jährigen Oma an die Nähmaschine und ließ sich beibringen, akurat damit umzugehen. Die Damen fertigten (und verkauften) vornehmlich Hundespielsachen.

„Ich habe selbst einen Hund und da lag es im ersten Moment nahe, etwas für den Vierbeiner zu fertigen“, erinnert sich Bettina. Ihre Leidenschaft für jene Produkte wurde dabei nicht entfacht, wohl aber die für das Prinzip Upcycling.

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Fotos: Stefanie Seifert

Mit Newseed rettet Bettina Kletterseile vor dem Müll

Ein Schuh, soll heißen ein Beruf wurde daraus, als ein Kletterseil nach langen Jahren treuen Dienstes bereit war, aussortiert zu werden. Zwei Dinge schossen Bettina durch den Kopf. Erstens: Bei der gewaltigen Anzahl an Kletter*innen muss ja alljährlich unfassbar viel zerschlissenes und damit unbrauchbares (Lebensgefahr!) Material anfallen! Zweitens: Alle diese ausrangierten Kletterseile landen im Müll – es sei denn, jemand rettet sie und führt sie einem neuen Lebenszyklus zu. „Newseed“ war geboren, Bettinas Firma, mit der sie aus Kletterseilen genauso praktische wie schicke neue Produkte herstellt: Chalkbags, Schlüsselanhänger, Gürtel, Taschen und vieles mehr und zwar (wichtig!) keinesfalls nur für Freund*innen des Klettersports. Dabei ist Bettina besonders stolz, dass die meisten Produkte komplett aus Upcycling-Material bestehen.

Im Namen der Nachhaltigkeit

Satte zehn Tonnen Seil hat die Seilretterin seit der Firmengründung im Jahr 2015 eingesammelt. Eins hat ihr die Kletter-Ikone Tommy Caldwell zur Verfügung gestellt, was beweist, wie gut die Community auf das Konzept der Rosenheimerin anspringt. Der Rest gelangt über diverse Recycling-Stationen zu Newseed. Das sind (ebenfalls aufgewertete) Ölfässer, die sie in inzwischen 30 kooperierenden Kletterhallen aufstellen darf. Lagerte und verwertete Bettina die Materialien zunächst noch Zuhause, übernimmt das heute die Lebenshilfe in Brandenburg.

In der Behindertenwerkstätte im Ort Guben nahe der polnischen Grenze arbeiten zehn Menschen im Namen der Nachhaltigkeit. (Nebeneffekt: An einst grauen Wänden hängen jetzt hunderte von Metern bunte Seile und sorgen für eine abwechslungsreiche Arbeit und gute Laune.) Da beißt die Maus keinen Faden ab, Bettinas Motto des Seil-Upcyclings geht voll auf: sozial, nachhaltig, fair.

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