"Gold für Kristi": Legenden in Bronze für Schule in Nepal

Der Mountain-Bike-Guide Markus Wössner hat aus einer Familientragödie einen Akt der Hoffnung gemacht. Das Charity-Projekt „Gold für Kristi“ bekommt viel prominente Unterstützung. Der Versteigerungserlös von Bronze-Skulpturen kommt einer Schule in Nepal zugute.

Wer es gewohnt ist, dank sehr viel Muskel- und noch mehr Willenskraft Höchstleistungen auf dem Mountainbike zu vollbringen, der träumt auch abseits der Pedale groß. Zumindest gilt das für Markus Wössner, der in Bernau am Chiemsee ein Fahrrad- und Sportgeschäft betreibt, jedoch statt im Laden zu stehen lieber im Sattel sitzt, um genauso konditionsstarke wie wagemutige Biker als Guide über spektakuläre Trails zu führen. Die heimischen Berge gelten da höchstens als niedliches Aufwärmprogramm. Peru, Pakistan oder nicht zuletzt Nepal verlangen den Fahrer*innen volle Konzentration und alles an Können ab. Gerade an Nepal hat der 51-Jährige sein Herz verloren.

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Gold für Kristi im Gedenken an Renate Wössner

Es ist eine tragische Geschichte mit hoffnungsfrohem Fortgang, die Wössner mit dem Land zu Füßen des Mount Everest verbindet. 2002 verliert er bei einem Flugzeugabsturz nahe dem Ort Kristi seine Schwester Renate. Auch sie war Lehrerin, genau wie die Eltern der beiden Geschwister. Wie es der Zufall will, wird kurze Zeit nach dem Unglück nur wenige hundert Meter von der Absturzstelle entfernt eine Schule errichtet. Diese Schule macht der gebürtige Wasserburger zu seiner Herzensangelegenheit. Zunächst sammelt er mit Unterstützung der „Zahnärzte ohne Grenzen“ Sach- und Geldspenden. Inzwischen hat der Verein „Radeln und helfen“ das Projekt unter seine Fittiche genommen. Ob Schuluniformen, Pausenbrote, Gehalt und Ausbildung von Lehrern, der Ausbau des Gebäudes oder gar Vollzeit-Hilfe für Waisenkinder – alle Spenden fließen unbürokratisch und zu hundert Prozent in das Projekt. Und weil Wössner (genau wie auf dem Rad) immer noch ein bisschen mehr Leistung herauskitzeln will, träumt der – Zitat – ehemalige „Schlipsträger“ mit abgeschlossenem Jura-Studium seit einiger Zeit vom nächsten Schritt, von der ganz großen Nummer in Sachen Hilfsbereitschaft.

Aus Zahngold wurden Bronze-Figuren

Die Zehnkampf-Legende Jürgen Hingsen hat den fleißigen Spendensammler zu einer ambitionierten Vision inspiriert. Der Hühne hatte Zahngold gespendet, das Markus Wössner nun nicht einfach von seinen Zahnärzten in bare Münze umwandeln ließ, sondern es der Bildhauerin Andrea Matheisen übergab, die das Gold des Medaillengewinners als „Krönung“ für eine ihrer Bronzefiguren verwendete. 1956 in Essen geboren, studierte die Künstlerin zunächst Mode-Design-an der Hochschule für Design in Pforzheim, wandte sich aber bald auch der bildenden Kunst zu. Die Wahlmünchnerin hat ihre gleichsam fragilen wie dynamischen Figuren in Ausstellungen in Deutschland, England, der Schweiz und Österreich gezeigt, sie war bei der Biennale in Florenz sowie im Metropolitan Museum of Art in Tokio vertreten. Von der Begeisterung Wössners hat sie sich sofort anstecken lassen.

Sportler standen Modell

Zur ersten Figur sind mittlerweile viele weitere hinzugekommen. Markus Wössner hat es geschafft, weitere namhafte Sportler wie den Jahrhundert-Speerwerfer Klaus Wolfermann, Biathlon-Ass Fritz Fischer, Hochspring-Held Ralf Sonn, Hürdenläufer Edgar Itt, die Snowboard-Weltmeisterin Isabella Laböck oder die zweifache Paracycling-Straßenweltmeisterin Kerstin Brachtendorf für die Nepal-Charity „Gold für Kristi“ zu begeistern. Sie alle standen Modell für eine Bronzefigur. Und wenn es nach dem Inhaber von „Chiemgau Biking“ geht, dann sollen diese so schweren, dabei jedoch eine ungemeine Leichtigkeit ausstrahlenden Plastiken im Rahmen einer würdigen Charity-Gala versteigert werden. „Mein Glück soll sich zum Wohle der Nepalesi vermehren“, sagt der bayerische Biker mit dem Herz für eins der ärmsten Länder dieser Welt. Und bislang hat er jedes Ziel erreicht. Um die Kinder Kristis muss einem also nicht bange sein.