Klassische Fahrzeuge üben eine ungemeine Faszination auf Automobil-Liebhaber*innen aus. Sie verkörpern eine vergangene Ära; jene glorreiche Zeit, als Autos mehr waren als lediglich Transportmittel. Früher rollten Kunstwerke auf Rädern über die Straßen, die mit viel Liebe zum Detail und mit großem handwerklichen Geschick hergestellt wurden. In Brannenburg hat sich eine Werkstatt ihrem Erhalt verschrieben.

Fotos: Andreas Jacob

„Und hier haben wir ein absolutes Ausnahmefahrzeug“, schwärmt Tom Fischer, während er die graue Abdeckung von einem ultra-flachen Zweisitzer zieht. Zum Vorschein kommt ein Lamborghini Miura von 1968. „Erste Hand, komplett mit Erstlack, nichts dran gemacht“, sagt Fischer und streicht selig über das Leder der beiden Sitze. Es glänzt so jungfräulich, als habe nie ein Mensch darauf gesessen. „Da sieht man gut, welche Qualität Automobile früher hatten.“ Der Miura war der erst dritte Pkw des legendären italienischen Sportwagenherstellers. Benannt nach dem Stierzüchter Antonio Miura leitete das Modell die Tradition ein, Namen aus dem Bereich des Stierkampfes zu verwenden. Viel beeindruckender: Als dieser Lamborghini erstmals auf die Straßen gelassen wurde, war der Miura mit einer Höchstgeschwindigkeit von 280 km/h und einer Beschleunigung von 0 auf 100 in 6,7 Sekunden der schnellste Wagen der Welt. Dieser Flitzer steht aktuell ganz zahm in Fischers Restaurierungswerkstatt. Ziel: das Schmuckstück möglichst originalgetreu erhalten.

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Wie Kunstrestauration: Die Arbeit des Classic & Race Car Service

Was das Team seines in Brannenburg, auf halbem Wege zwischen Rosenheim und Kufstein, gelegenen „Classic & Race Car Service“ in diesem Werkstattbereich tut, vergleicht der Unternehmer mit der Arbeit von Restaurator*innen im Kunst- und Antiquitätenbereich. „Wir arbeiten mit ähnlichem Anspruch, ähnlichen Methoden und ähnlicher Akribie“, betont Fischer. Schließlich gehe es darum, ein Stück Kulturgeschichte zu bewahren. „Das Automobil“, findet Fischer, „gilt sicherlich als eine der prägendsten Errungenschaften des 20. Jahrhunderts.“ Dementsprechend müsse man mit Achtung, aber auch mit enorm viel Spezial-Wissen arbeiten.

Neue Mitarbeiter*innen gesucht! Bei Interesse nimm direkt Kontakt auf: info@tom-fischer.de

Know-how, das Fischer sich zunächst während Ausbildungen zum Elektromechaniker sowie Kfz-Lackierer, später dann als unermüdlicher Autodidakt en détail angeeignet hat. (Die Fachbibliothek in den Büroräumen spricht Bände.) Zusatz-Wissen, das erseinen Angestellten oft selbst vermitteln muss. Denn: „Heutige Automobile sind Computer, wir machen hier aber Schreibmaschine“, erklärt Fischer. Nicht von ungefähr nennt sich der Beruf seit 2003 nicht mehr Kfz-Mechaniker, sondern Mechatroniker. Seine Auszubildenden müssen also einen enormen Spagat meistern. Auf die Bedürfnisse dieses einzgartigen Betriebs können die Berufsschulen ja schlecht eingehen. Wenig überraschend „werkeln“ in der Regel Handwerker*innen in Fischers Hallen, die selbst brennen für „Oldtimer“. Weitere solcher Typen sind übrigens herzlich willkommen!

Wer ins Team stößt, darf am laufenden Band Fahrzeuge von unglaublicher Schönheit bearbeiten. Echte Raritäten. Ein Gang durch die unterschiedlichen Werkstattbereiche gleicht einem Besuch im Automobilmuseum. In der Abteilung „Karrosseriebau“ beispielsweise geht es stilgerecht zu wie anno dazumal. „Die Autobauer der damaligen Zeit, das waren Genies!“, schwärmt Fischer. „Vor allem die Italiener haben die Bleche unerreicht genial von Hand geklopft.“ Hier in Brannenburg beherrscht man die Technik immer noch – auf authentischen Geräten. Fischer ist inzwischen so anerkannt in der Szene, dass die alte Ferrari-Designschmiede Pininfarina mit ihm auf Augenhöhe fachsimpelt, wenn es um Fragen der akuraten Restaurierung geht. Kürzlich durfte Fischer beispielsweise den Prototypen eines Ferrari Lusso unter seine Fittiche nehmen, der ursprünglich für den Pariser Autosalon gefertigt worden war.

Außergewöhnliche Restaurierungsprojekte

Ein Bentley von 1928 soll fit gemacht werden für die altehrwürdige Rallye Peking-Paris. Das geschieht vorne, in der „klassischen“ Kfz-Werkstatt. „Hier achten wir natürlich auch auf Originalität, andererseits soll das Fahrzeug nicht in der Mongolei stehenbleiben, das muss funktionieren.“ Gleiches gilt für die Ferraris aus den 1950er und 60er Jahren, die an Traditions- Autorennen wie dem „Le Mans Classic“ teilnehmen oder auf renommierten Autoschauen glänzen sollen. Die Brannenburger rüsten die Schmückstücke aber nicht nur auf. Als Dienstleister für Sammler*innen übernimmt Fischer sämtliche Dienstleistungen von der Reparatur über den Transport bis hin zur Veranstaltungsbetreuung.

Seit sich der gebürtige Rosenheimer vom hobbymäßigen Autoschrauber zu einem international führenden Anbieter im Bereich der Restaurierung klassischer Fahrzeuge im hochwertigen Sport- und Rennwagenbereich entwickelt hat, durfte sein Unternehmen zahlreiche außergewöhnliche Restaurierungsprojekte durchführen. So standen in seiner Werkstatt schon zwei von insgesamt nur drei gebauten BMW 328 Mille Miglia sowie der einzige Prototyp des Ferrari Dino Berlinetta Speciale. Während er das aufzählt, steht schon ein Sammler an der Pforte. Die Pflicht ruft – ehe die Kür am Fahrzeug stattfindet.